Im Winter gehört der Wald den Wintersportlern

18.02.2022

HessenForst passt die Waldbewirtschaftung gezielt an den Wintertourismus an


Hofbieber – Die winterliche Rhön ist bereits seit langer Zeit ein Sehnsuchtsort für Skilangläufer,
Wanderer und Erholungssuchende. Schneebedeckte Gipfel, atemberaubende Ausblicke
und unberührte Natur locken deshalb jährlich mehrere Millionen Touristen in die Region.
Für Skilangläufer und Erholungssuchende aller Art ist der Winterwald in der Rhön ein beliebtes
Ausflugsziel. Trotzdem soll der Wald auch die heimischen Sägewerke und Brennholzkunden mit
Holz versorgen und seine Schutzfunktionen erfüllen, zum Beispiel für seltene Vogelarten wie das
Birkwild. Es ist daher die Aufgabe des Forstamtes Hofbieber die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion
zu wahren und zwischen den verschiedenen Interessensgruppen zu vermitteln. Besonders
letztere Funktionen haben aufgrund der Lage im Biosphärenreservat eine hohe Bedeutung.
Damit alle Waldbesucher trotzdem ein tolles Winterwalderlebnis haben, werden beispielsweise die
Waldwege durch das Forstamt gepflegt und gesichert.


Peter Seufert, Revierleiter in Ehrenberg, betreut große Waldflächen in der Hochrhön. Er bringt die
herausfordernde Lage der Waldbewirtschaftung auf den Punkt: „Aufgrund des winterlichen Tourismus
und der Brut- und Setzzeit bleibt uns nur wenig Zeit für die notwendigen forstlichen Arbeiten.
Dadurch wird der Herbst für alle Mitarbeiter sehr stressig, denn in dieser Zeit müssen alle Arbeiten
erledigt werden.“

„Während sich im Rest des Landes die Haupteinschlagssaison über den ganzen Winter streckt,
muss in der Hochrhön der gesamte Holzeinschlag bereits im Herbst erledigt sein.“ erklärt Florian
Wilshusen, Forstamtsleiter im Forstamt Hofbieber. Neben dem Einschlag muss die Abfuhr geschickt
geplant werden, damit das Holz rechtzeitig, noch vor dem ersten Schnee, aus dem Wald
gefahren ist. Die Arbeiten erfordern ein hohes Maß an Koordination von Dienstleistern, Fuhrunternehmern
und Waldarbeitern. „Wobei die Witterung diesen Plänen auch schnell mal einen Strich
durch die Rechnung machen kann“ fügt er mit einem Lächeln hinzu.


Etliche hundert Kilometer gespurter Loipen führen durch die Wälder der Rhön. Die Verkehrssicherung
entlang der Strecken im Wald obliegt in großen Teilen den zuständigen Förstern vor Ort. Allerdings
ist die Entnahme von kranken oder bereits abgestorbenen Bäumen besonders in den
zahlreichen Naturschutzgebieten der Rhön eine Herausforderung. Diese Gebiete sind zum Teil
durch einen hohen Totholzanteil geprägt. Trotz der durchgeführten Verkehrssicherungsmaßnahmen
ist es unabdingbar, dass Spaziergänger und Wintersportler mit wachsamen Augen durch die
Natur gehen.


Selbst die Jagdstrategien wurden an den winterlichen Tourismus angepasst. Sobald die Loipen
gespurt sind, ruht die Jagd in weiten Teilen der betroffenen Wälder. Das kommt auch dem Wild
entgegen, denn Rehe senken beispielsweise ihren Stoffwechsel aufgrund des geringen Nahrungsangebotes
ab. Deshalb ist es während der Winterzeit besonders wichtig, dass die Waldbesucher
und Sportler auf den ausgewiesenen Wegen bleiben. „In dieser Zeit reagieren Wildtiere besonders
empfindlich auf Störungen durch Waldbesucher“ weiß Peter Seufert.


Für Rückfragen steht Ihnen Herr Florian Wilshusen unter der Rufnummer 06657 9632 0 gerne zur
Verfügung.

Erhalt einzigartiger Lebensräume im Roten Moor

14.10.2021

Forstamt Hofbieber fördert die seltenen Birken-Moorwälder in der Rhön

Das Forstamt Hofbieber konnte im September dieses Jahres durch den gezielten Auszug von Fichten und Pflegemaßnahmen entlang des Roten Moores seltene Birken-Moorwälder fördern. Ziel war es, die für das Rote Moor typischen Karpartenbirke zu fördern.

In den vergangenen Jahrhunderten wurde der ursprünglich weit ausgedehnte Hochmoorkomplex in der Rhön durch menschliche Nutzung immer weiter zurückgedrängt. Die gezielte Ableitung des Wassers und die Abtorfung führten dazu, dass viele kostbare Lebensräume verschwanden. Dieser Entwicklung wurde durch die Ausweisung des Roten Moores als Naturschutzgebiet Ende der 1970er Einhalt geboten.

Ein wichtiger Beitrag für den Naturschutz ist deshalb die Förderung der für das Rote Moor typischen Baumartengesellschaften, die von Karpartenbirken geprägt ist. Diese hat im Roten Moor ihr natürliches Verbreitungsgebiet und findet hier Böden vor, die nährstoffarm und ständig feucht sind. Diese standörtlichen Bedingungen bieten optimale Wuchsbedingungen für die Karpartenbirke.

Durch die Entnahme der zuletzt vorherrschenden Fichtenwälder wurde nun Platz für die natürlichen Moorwälder geschaffen, die normalerweise solche Moore prägen. Bereits Ende September hat eine Besichtigung der Maßnahmen mit Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde, des Biosphärenreservates Rhön und aus dem ehrenamtlichen Naturschutz stattgefunden, die äußerst zufrieden waren.

„Ab sofort kann hier wieder ein natürlicher Moorwald wachsen, der seltenen Pflanzen, Bäumen und Tieren einen Lebensraum bietet“, teilte der zuständige Revierleiter Joachim Schleicher an diesem Termin mit. „Die vollständige Bewaldung durch die Birken wird jedoch noch einige Jahre andauern. Die Flächen sollen einer natürlichen Entwicklung überlassen werden und weitere forstliche Maßnahmen sind nicht geplant.“

Hier entsteht ein typischer Karpatenbirkenwald am Roten Moor (Foto: F. Wilshusen / HessenForst)

Der etwas andere Baum

23.04.2021

Sie ist mit ihren leuchtend roten Beeren als Schmuckreisig beliebt: Die Stechpalme (Ilex aquifolium) ist Baum des Jahres 2021.

Die Stechpalme kennen viele als Gartenstrauch oder als Weihnachtsdekoration. Sie ist jedoch auch ein seltener Waldbaum. Im Unterholz wird sie kaum höher als fünf Meter. Wächst sie im Freistand, zum Beispiel auf Waldweiden, kann sie bis zu 15 Meter hoch werden. „Ihr Nutzen für uns Förster ist eher ästhetischer Natur”, erklärt Florian Wilshusen, Forstamtsleiter im Forstamt Hofbieber. „Leider sind die klimatischen Voraussetzungen für das Vorkommen der Baumart in unserem Forstamt hier in der Rhön nicht gegeben- es ist einfach zu kalt.“ Ihr natürliches Verbreitungsareal erstreckt sich seit über zwei Millionen Jahren über ganz Europa. In Deutschland kommt sie vor allem im Nordwesten vor, in Hessen jedoch überwiegend im Süden. An den Standort stellt die Stechpalme geringe Ansprüche und kommt mit wenig Nährstoffen und viel Schatten aus. Sie bevorzugt milde, frostfreie Winter. Ihr Wärmebedürfnis und ihre Schattentoleranz machen die Stechpalme vielerorts zu einer Gewinnerin des Klimawandels.

Die Stechpalme (Ilex aquifolium) ist Baum des Jahres 2021. (Foto: M. Sundermann, HessenForst)

Die Blätter der Stechpalme sind dunkelgrün und ledrig-glänzend. Im Bodenbereich sind sie spitz-gezackt, zum Schutz gegen Fraß. In höheren Bereichen sind die Blätter meist glattrandig. Alle wesentlichen Teile der Stechpalme sind für Menschen giftig. Die Stechpalme ist ein immergrüner Baum und eine Verwandte der Magnolien. Das grau-weißliche Holz der Stechpalme hat eine hohe Dichte, feine Fasern und ist recht zäh. Es lässt sich aber hervorragend beizen und ist außerdem gut für Furnier- und Drechselarbeiten geeignet. „Ilex bereichert die Wälder vor allem der südhessischen Forstämter als zusätzliche Art und ihre roten Beeren sind eine beliebte Vogelnahrung.

Für Rückfragen steht Ihnen das Forstamt Hofbieber gern zur Verfügung.