Hochwasser- und Amphibienschutz im Rheingauer Wald

01.02.2022

Hochwasserschutz ist im letzten Jahr aus traurigem Anlass wieder zu einem viel diskutierten Thema geworden. Der Wald spielt dabei eine wichtige Rolle, weshalb sich auch das Team des Forstamtes Rüdesheim aktuell mit Möglichkeiten des Wasserrückhaltes im Wald  beschäftigt.

Bei Niederschlagsereignissen hält der Wald einen Teil des Wassers zurück. Die Schutzleistung des Waldes ist allerdings keineswegs unbegrenzt, weshalb keine Waldfläche der Welt das schlimmste Hochwasserereignis verhindern kann. Ob ein Boden viel Wasser speichern kann, entscheidet sich in erster Linie am Grundgestein und an der Tiefgründigkeit des Bodens. Diese Faktoren sind natürlich gegeben.

Neben dem Boden können standortgerechte Mischwälder mit unterschiedlich tief wurzelnden Baumarten die Bodenstruktur verbessern und die Versickerung erleichtern. Die Waldbestände im Zuständigkeitsbereich des Forstamtes Rüdesheim bestehen zu einem Großteil aus mehreren Baumarten, der Laubholzanteil überwiegt mit knapp 70 % deutlich. Neben der gezielten Umwandlung von Nadelholzreinbeständen hin zu Mischbeständen setzt das Forstamt weitere Maßnahmen um, die gleichzeitig einen Beitrag zum Hochwasserschutz und zum Amphibienschutz leisten. Mit finanzieller Unterstützung des Weltkulturerbes werden bei Wegepflegemaßnahmen Flutmulden für den Wasserrückhalt angelegt. Diese füllen sich schnell mit Wasser und halten dieses zurück. Gleichzeitig bieten die Flutmulden vielen gefährdeten Amphibienarten, wie  Molchen oder Krötenarten, ein wertvolles Biotop. Denn innerhalb der letzten 150 Jahre kam es durch die weitreichende Umgestaltung der Landschaft mit dem Ziel einer rationellen Flächenbewirtschaftung zu einem massiven Rückgang der Kleingewässer. Aktuell sind 13 der 18 hessischen Amphibienarten in ihrem Bestand bedroht oder erscheinen auf der Vorwarnliste. Neben Veränderungen im Lebensraum macht den Amphibienarten besonders die Erderwärmung durch den Klimawandel zu schaffen. Auch Hobbyteiche mit Fischbesatz bieten leider keinen Lebensraumersatz, denn die meisten Fischarten verspeisen mit Vorliebe Amphibienlaich und eine erfolgreiche Fortpflanzung ist somit ausgeschlossen.

In älteren Flutmulden konnten im Rahmen einer schulischen Projektarbeit unter anderem Fadenmolch, Bergmolch und Feuersalamanderlarven nachgewiesen werden. Bleibt abzuwarten, wer nun in die neuen Kleingewässer einzieht.