In diesem Jahr wird das Verwaltungsgebäude des Forstamtes Langen 110 Jahre alt! Wir gratulieren und nehmen den Geburtstag zum Anlass, das denkmalgeschützte Gebäude und seine Geschichte vorzustellen.
Im Jahre 1908 erteilte der Fürst von Isenburg-Birstein – damals Eigentümer einiger Wälder in unserer Region – seinem Oberforstmeister August Haberkorn die Vollmacht zur Erbauung einer Dienstwohnung in Langen. 1911, vor 110 Jahren also, war der Bau des Hauses abgeschlossen. Es diente August Haberkorn als Wohnhaus und Büro und dem Fürsten als Übernachtungsquartier, wenn er in der Gegend weilte. Das repräsentative Haus wurde damals bereits mit Strom, Gas und Zentralheizung ausgestattet. In einem Nebengebäude waren Stallungen und Remise für zwei Pferde und eine Kutsche untergebracht.
Kriegslasten und wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassten den Fürsten jedoch, das Anwesen 1920 zu verkaufen. Der neue Eigentümer, Fabrikant Wilhelm Luft aus Neu-Isenburg, bewohnte das Haus selbst nur für kurze Zeit und überließ es zunächst einem Ehepaar, das vor der russischen Oktoberrevolution bis nach Langen geflüchtet war. Die Stadt Langen aber wollte eine staatliche Oberförsterei in ihren Mauern haben. Und so gelang es 1929 dem Bürgermeister Georg Zimmer, das Finanzministerium zum Ankauf des Anwesens zu bewegen. Die stattliche Hofreite diente fortan der Unterbringung des Forstamtes, sowie als Dienstwohnung für den Oberförster und als Wohnung für einen weiteren Staatsbeamten. Das Forstamtsbüro bestand nur aus einigen Räumen im Parterre, während die anderen Räume und der erste Stock vom damaligen Forstamtsleiter Fritz Volk bezogen wurden. Das Dachgeschoss teilten sich die Pfarrerswitwe Weber und der Studienrat Jakobi.
Seit dieser Zeit ist das Haus in der Dieburger Str. 53 Dienstsitz eines staatlichen Forstamtes. Das Gebäude hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl von Verwaltungs- und Strukturreformen überstanden und beherbergt auch heute noch das Hessische Forstamt Langen als Teilbetrieb des Landesbetriebes HessenForst. Die Trennung in Büro im Parterre und Dienstwohnung des Forstamtsleiters im ersten Stock wurde bis zur letzten Verwaltungsreform im Jahr 2005 beibehalten. Damals erfolgte der Zusammenschluss der Forstämter Langen, Rodgau und Babenhausen. Das Forstamt Langen blieb dabei als einziges Forstamt übrig und betreut seither alle staatlichen und kommunalen Wälder im Stadt- und Landkreis Offenbach.

Dass das Forstamt seinen Sitz in der Stadt Langen behalten sollte, war bei dieser Fusion von Beginn an unstrittig. Offen war jedoch die Frage des Standortes in Langen, denn der bisherige Amtssitz bot nicht genügend Platz für die erweiterte und neu zusammengesetzte Mannschaft. Der Bauzustand und die zu erwartenden Renovierungskosten sprachen zunächst gegen eine weitere Nutzung des alten Forstamtsgebäudes. In die Phase der Standortsuche fiel dann die Entscheidung, die alte Jugendstilvilla unter Denkmalschutz zu stellen und dadurch ihre Schönheit zu erhalten.
Im November 2005 entschied der Landesbetrieb HessenForst schließlich, das Forstamt zu erhalten, zu renovieren und weiterhin in seiner alten Form zu nutzen. Eine Entscheidung, über die auch heute noch alle sehr glücklich sind und die der Historie des Gebäudes Rechnung trägt – fungiert das Haus doch seit nunmehr 110 Jahren als Forstdienstgebäude.

Im April 2006 konnte dann die lang ersehnte Renovierung beginnen. In der Rekordzeit von nur 5 Monaten wurde das Haus aufwändig saniert. Ziel der Instandsetzungsmaßnahmen war der Erhalt der hochwertigen historischen Bausubstanz und die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Hauses. Eine besondere Herausforderung bestand darin, die heutigen technischen Standards moderner Büros in den historischen Mauern umzusetzen. Sämtliche Überraschungen, die im Verlauf der Instandsetzungsarbeiten zum Vorschein kamen – z.B. Bleirohre für die Wasserversorgung, alte Wasserschäden, Bockkäferbefall im Gebälk – wurden zeitnah in den Bauablauf integriert und behutsam ausgebessert, ohne den vorgegebenen Kostenrahmen zu überschreiten.
Die schonend durchgeführte Renovierung der historischen Stuckdecken, Wandvertäfelungen und des herrschaftlichen Treppenhauses ließen eines der schönsten Häuser in Langen wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung der historischen Bausubstanz mit moderner Innenarchitektur, die den Anforderungen der heutigen Nutzung entspricht und die Schönheit des Gebäudes unterstreicht. Übrigens: Nach Abschluss der Renovierung gewann das Architekturbüro mit seinen Arbeiten am Forstamtsgebäude Langen bei einem Wettbewerb den 1. Preis in der Sparte „Beste Büroräume“!

Wer die Mietpreise im Rhein-Main-Gebiet kennt, der weiß, dass sich die Investition in den Erhalt und die Renovierung des Forstamtes Langen gelohnt hat – denn in diesem Fall war die schönste Lösung auch die wirtschaftlichste!