Tag des Bodens am 05.12.2022

01.12.2022

Die obersten 30 cm sind die wichtigsten – Das Forstamt Weilburg informiert zum Waldboden
Zum „Weltbodentag“, den die Internationale Bodenkundliche Union (IUSS) erstmals in 2002 ausgerufen hat, schenken wir auch dem Waldboden im Forstamt Weilburg besondere Aufmerksamkeit.

Die obersten 30 cm (die dunkle humose Bodenschicht) sind die wichtigsten – besonders hier lebt unser Waldboden, reinigt und speichert unser Trinkwasser (Foto: A. Dietz)

Denn wenn im Durchschnitt in Deutschland ca. 800 mm Niederschlag im Jahr fallen, war das in den letzten beiden Jahren deutlich weniger und besonders in wärmeren Bereichen Hessens liegen wir mit ca. 500 mm Niederschlag regelmäßig unter diesem Wert.

Im Durchschnitt der letzten drei Jahre lag die Niederschlagsmenge um Weilburg zwischen 600 und 700 mm und damit etwa 50 – 100 mm unter dem langjährigen Mittelwert für unseren Bereich.

Da kommt der obersten Bodenschicht, der Rohhumusauflage und dem humosen Oberboden eine besondere Bedeutung zu. Die Wasseraufnahmekapazität und die Speicherfähigkeit des Bodens sind ausschlaggebend für die nachhaltige und stetige Versorgung der Waldvegetation mit Wasser und für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung, die ihr Wasser in den meisten Fällen aus den Trinkwassergewinnungsanlagen im Wald bezieht.

Eichenkeimling (Foto: A. Dietz)

Dass auch die Baumarten unterschiedlich auf die Verfügbarkeit des Wassers im Boden reagieren, zeigen vergleichende Forschungen an jungen Buchen und Eichen.

Ein wichtiges Verhaltensmuster kommt den Eichen dabei zugute. Wenn kleine Eichen in Trockenjahren nicht ausreichend mit Wasser versorgt sind und „feststellen“, dass es in tieferen Schichten des Waldbodens nichts mehr an Wasser zu holen gibt, können sie vermehrt flach streichende Wurzeln in den oberen Bodenschichten ausbilden. So sind sie in der Lage, sich mit dem Wasser aus den aktuellen Niederschlägen zu versorgen, bevor dieses in tiefere Schichten versickert. Die Baumart Buche hat in der Jugend diese wichtige Fähigkeit leider nicht in dieser Qualität.

Gut die Hälfte des Niederschlagswassers geht über die Verdunstung aus den Baumkronen und vom Boden wieder in die Atmosphäre zurück. Der restliche Teil versorgt die Bodenpflanzen und bildet neues Grundwasser.

Hohlräume im Boden und die (humose) Partikelstruktur besonders des Oberbodens filtern Schadstoffe aus dem Wasser, saugen es wie ein Schwamm auf und geben es dann langsam an das Grundwasser ab. Die oberen 10 cm eines Waldbodens können je qm Waldboden bis zu 50 l Wasser speichern. Im besten Fall speichert ein Kubikmeter Waldboden bis zu 200 Liter Wasser. Etwa 70 % des Trinkwassers in Deutschland kommen aus dem Wald. Der Waldboden ist damit unser größter Süßwasserspeicher und ein großer Schatz für die Menschen.

Die abgestorbenen Pflanzenteile bringen nicht nur Nährstoffe, sondern auch CO2 aus der Luft in den Kreislauf zurück, das zum Teil im Waldboden gespeichert wird. Zurzeit sollen ca. 850 Mio t CO2 in deutschen Waldböden gespeichert sein.

Der Regenwurm verarbeitet in seinem Verdauungssystem Pflanzenteile zu wichtigen Bestandteilen eines nährstoffreichen Bodens (Foto: A. Dietz)

Die Bodenfruchtbarkeit erneuert sich ständig durch die stetigen Abbau-Prozesse der im Wald anfallenden Biomasse (besonders des Laubs) durch die verschiedensten Bodenorganismen, für die der Waldboden ein wichtiger Lebensraum ist.

In einer Hand voll Waldboden leben mehr Organismen als es Menschen auf der Erde gibt. Es handelt sich dabei um die unterschiedlichsten Arten und die Palette reicht von Spinnentieren, Asseln, Larven und Käfern aller Arten, Skorpionen und Enchyträen und zahlreicher anderer Bodenlebewesen bis zu Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Algen und dem uns allen bekannten Regenwurm.

Gerade der Regenwurm ist eine der wichtigsten Arten für die Erneuerung des Bodens und sein Vorhandensein ist grundsätzlich ein Zeichen für einen gesunden Boden.

Sein Kot enthält im Vergleich mit der Umgebungserde durchschnittlich 5x mehr Stickstoff, siebenmal mehr Phosphor und bis zu 11 x mehr Kalium. Die Regenwurm-Häufchen werden von Fachleuten als „Ton-Humus-Komplex“ bezeichnet und sie sind ein effektiver Dünger. Mit ihrer Lebensweise durchmischen die Regenwürmer zusätzlich den Boden, lockern das Erdreich und führen so gleichzeitig zu einer Sauerstoff-Anreicherung im Boden.

Regenwurm-Kot oder ein „Ton-Humus-Komplex“ (Foto: A. Dietz)

Als letztes Glied in der Reihe der Kompostorganismen fressen sie die vorverdauten Materialen des Komposts zusammen mit mineralischen Bodenteilchen und verarbeiten diese so zu „Regenwurm-Humus“.

Der Forstbetrieb nimmt daher bei allen Arbeiten im Wald auf den Waldboden besondere Rücksicht.

So fahren auf den Rückegassen und Waldwegen heute die Forstmaschinen mit besonders breiten Reifen, die nur sehr wenig Bodendruck und Bodenverdichtung erzeugen, und mit zusätzlich aufgelegten Bändern zur weitgehenden Verringerung des Bodendrucks. Die Forstmaschinen werden alle mit biologisch abbaubaren Betriebsstoffen betrieben.

Pflanzen Sie mit uns den Wald von morgen

29.11.2019

Die Extremwetterjahre gingen auch am Forstamt Hanau-Wolfgang nicht spurlos vorbei. Die anhaltende Dürre setzte unserem Wald ordentlich zu. Neben vielen Fichten, die vom Käfer befallen waren und gefällt werden mussten, sind auch die Wälder in den ebenen Sandbodenbereiche unseres Forstamts betroffen.
In den folgenden Jahren besteht unsere größte Herausforderung in der standortgerechten Wiederbewaldung der betroffenen Flächen, um klimastabile Wälder als Daseinsvorsorge für uns alle zu schaffen .

Der Bereich des Forstamtes Hanau-Wolfgang umfasst den westlichen Main-Kinzig-Kreis. Aufgrund seines multifunktionalen Charakters ist er für uns Bürgerinnen und Bürger besonders wichtig. Vielerorts übernimmt der Wald wichtige Erholungs- und Wasserschutzfunktionen.  Die Funktion, Sauerstoff zu produzieren und gleichzeitig CO2 zu speichern, nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Weiterhin sind Waldflächen ökologisch und auch ökonomisch wertvolle Flächen.

Nun wagt sich das Forstamt an eine Fläche, die sich bereits seit Jahren nicht ohne Hilfe wiederbewaldet. Der neu anzulegende „Bürgerwald“ liegt auf einem sandigen Boden mit wenig Nährstoffen. Auf der Fläche wächst bodendeckend Adlerfarn und lässt keinen Baumkeimling hochkommen. Von dem jahrelangen Farnwachstum ist der Boden stark verfilzt. Der gesamte Bereich ist derzeit äußerst artenarm.

Im nächsten Jahr soll der Adlerfarn zurückgedrängt werden. Auf Pflanzstreifen soll der verfilzte Oberbereich aufgerissen werden und in die freigelegten Streifen junger Wald gesät und gepflanzt werden.

Eine wichtige Baumart ist hierbei die Stieleiche, die zukünftig vielen Tieren, besonders gefährdeten und seltenen Insekten, ein Habitat bieten und Stabilität in Zeiten des Klimawandels schaffen wird. Zusammen mit der Hainbuche, der Winterlinde und der Kiefer bildet sie eine starke Waldgesellschaft. Am Wegesrand sollen Edel-Kastanien gepflanzt werden. Neben ihrem großen, schattenspendenden Blattwerk und ihrer Toleranz gegenüber Trockenheit haben schon die Römer diese Baumart aufgrund ihrer leckeren Früchte, den Maronen, geschätzt.

Für die Wiederbewaldung der Fläche bittet das Forstamt um ihre Unterstützung. Spenden Sie für ihren Wald, für ein Ökosystem, welches nicht nur langfristig CO2 speichert, sondern auch besonderen und wertvollen Tier- und Pflanzenarten einen Raum fürs Leben bietet.