Jagen für den Wald von morgen

23.08.2019

Intensive Jagd wichtig für Baumartenmix und bereichernd für den Grill

Sturmwurf, Trockenheit, Borkenkäfer-Massenvermehrung, Triebsterben an Kiefern, absterbende Buchen, vertrocknete Jungpflanzen – bedrückende Meldungen reihen sich aneinander. Der Klimawandel ist angekommen und die Auswirkungen werden spürbar. „Vielen Bäumen in Hessens Wald geht es nicht gut. In den kommenden Jahren werden sich Waldbesitzer und Forstleute intensiv darum kümmern, kahle Flächen in einen klimastabilen Mischwald zu überführen“, so Forstamtsleiter Florian Koch. Dabei spielt die Jagd eine wichtige Rolle.

Auf mehreren tausend Hektar Staatswaldfläche in Hessen findet man aktuell keine Bäume mehr. Die Wetterextreme der letzten 18 Monate und ihre Folgen haben vielerorts kahle Waldlichtungen zurückgelassen, so auch im Forstamt Neukirchen. Freie Fläche, auf denen Försterinnen und Förster nun eine neue Waldgeneration entwickeln wollen. Koch beschreibt es so: „Nur ein stabiler Mischwald sichert die wichtigen Funktionen wie Wasserspeicher, Luftfilter, Klimaspeicher, Holzversorgung oder Erholungsraum für die Gesellschaft. Dafür wollen wir im Wald von morgen noch mehr Mischung schaffen, verschiedene Baumarten im Mosaik nebeneinander etablieren.“ Und damit das gelingt, sind angepasste Wildbestände eine wichtige Voraussetzung.

Bild 1: Rehe sind Feinschmecker und fressen bevorzugt seltene Bäume. (Bildautor: M. Stadtfeld

Mischwald muss wachsen können

 „Reh- und Rotwild haben zarte, kleine Pflanzen buchstäblich zum Fressen gern“, so Koch. „Wenn das Wild junge Triebe seltener Baumarten immer wieder abfrisst, wird die Mischung, die für einen klimarobusten Wald ganz wichtig ist, zerstört. Damit artenreiche Wiederbewaldung möglich ist, jagen wir an den Verjüngungsflächen besonders intensiv. Denn Mischwald muss auch wachsen können.“ Da die natürlichen Feinde von Reh, Hirsch und Wildschwein nach wie vor weitestgehend fehlen, muss der Bestand dieser Wildtiere reguliert werden. Die Jagd dient so dem Wald der Zukunft – und schafft nicht nur Vielfalt in der Natur, sondern auch auf dem Teller.

Fleisch in reinster Form

Die Sommerzeit ist für viele Menschen Grillzeit. Dabei kommen mittlerweile unterschiedlichste Grillgerichte auf den Rost. Auch Wildfleisch erfreut sich zunehmend größerer Beliebtheit und ist eine interessante Abwechslung. „Und das vollkommen zu Recht“, unterstreicht Koch. „Die Tiere leben in Freiheit und ernähren sich im Wald von der Natur. Es handelt sich um ein erstklassiges Lebensmittel –cholesterin- und fettarm, reich an Omega-3-Fettsäuren. Einfach lecker.“

HessenForst setzt auf den landeseigenen Flächen schon seit einigen Jahren bleifreie Munition zur Jagd ein. Aktive Jäger müssen einen Sachkundenachweis zur Fleischhygiene vorlegen und erfüllen hohe Standards. Nachdem ein Tier erlegt und fachgerecht versorgt ist, wird es in den Kühlzellen des Forstamtes zwischengelagert, bevor es in den Handel oder an den Endverbraucher abgegeben wird. Rehwild ist seit Mai, Wildschwein nahezu ganzjährig verfügbar. Frisches Rotwild gibt seit August.

Bild 2: Jagd schafft Wilddichten, die den Wald wachsen lassen – und Leckerbissen, die den Gaumen erfreuen (Bildautor: A. Schulenberg)
Rezeptvorschlag