PM: Hessisches Staatswaldforum: „Wiederbewaldung des Mischwalds von morgen“

03.05.2022

Expertenaustausch zum pflanzenschutzmittelfreien Schutz des Waldes vor Käfern und Mäusen

Auf Einladung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) und des Landesbetriebs HessenForst fand am 28. April das dritte Hessische Staatswaldforum im Forstlichen Bildungszentrum Weilburg statt. Forstexperten*innen und Verbandsvertreter*innen aus den Bereichen Naturschutz, Holznutzung, Tourismus, Sport und Jagd diskutierten, wie der Wald der Zukunft vor Schadorganismen bestmöglich geschützt und ein pflanzenschutzmittelfreies Waldschutzkonzept umgesetzt werden kann.

Umweltministerin Priska Hinz (vorne links) und Landesbetriebsleiter Michael Gerst (Zweiter von links) zusammen mit den Referentinnen und Referenten des III. Hessischen Staatswaldforums (Foto: Bianca Christen, HessenForst)

Seit 2018 sind im hessischen Staatswald Freiflächen von ca. 30.000 ha entstanden. Um die steigenden Ansprüche an Ökosystemleistungen, nicht zuletzt den Klimaschutz, zukünftig möglichst optimal zu erfüllen, soll sich auf diesen Flächen ein klimastabiler Mischwald entwickeln. Dieses Ziel kann auf etwa 50 Prozent der Fläche auf natürlichem Wege realisiert werden. Auf den verbleibenden Flächen wird HessenForst die Baumartenzusammensetzung aktiv durch Pflanzung mitgestalten und so die dringend erforderliche Anpassung an den Klimawandel zielgerichtet weiterverfolgen.

In den vergangenen vier Jahren legte HessenForst im Staatswald 4.000 Hektar Kulturen an. „In den kommenden Jahren planen wir weiterhin jährlich rund 1.500 Hektar Schadfläche zu bepflanzen“, berichtet Dr. Johannes Weidig, Sachbereichsleiter Waldbaugrundlagen, Klimaschutz und –anpassung, Biologische Produktion bei HessenForst und fügt hinzu: „Mit der wachsenden Verjüngungsfläche steigt der Aufwand für die Kultursicherung und Jungwuchspflege. Nicht nur die Kulturen, sondern auch die Naturverjüngungsflächen müssen gepflegt und zu stabilen Mischwäldern entwickelt werden. Diese Arbeiten sind essenzielle Erfolgsfaktoren der Wiederbewaldung.“

Zur Pflege der Kulturen gehört auch deren Schutz vor Schadorganismen Florian Rux, Sachbereichsleiter Dienstleistungen Körperschafts- und Privatwald, Kompensation und Drittmittelakquise bei HessenForst, verdeutlicht in seinem Referat, dass nicht nur Wildtiere wie Rotwild, Rehwild und Hase nennenswerte Schäden an Forstkulturen verursachen können, sondern auch einige Mäusearten und Insekten, wie der Große Braune Rüsselkäfer. Im dritten Hessischen Staatswaldforum ging es also darum, wie man diesen kleinen Forstschädlingen entgegenwirken kann und die Frage, welche Rolle und Relevanz Pflanzenschutzmittel in diesem Zusammenhang spielen, war zentrales Thema. Sowohl Florian Rux, als auch Forstwissenschaftler Dr. Martin Rohde, Leiter der Abteilung Waldschutz an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt betonten, dass Schadensvorbeugung Vorrang vor Bekämpfung habe. Als Strategie benannten beide den bei HessenForst praktizierten Integrierten Waldschutz, eine Kombination von vorbeugenden, technischen, biologischen, biotechnischen und chemischen Verfahren, wobei chemische Verfahren (Pflanzenschutzmittel) nur dann als „Ultima ratio“ angewandt werden, wenn die Existenz des Bestandes oder die Erfüllung seiner Waldfunktionen bedroht ist, und andere Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind.

Umweltministerin Priska Hinz erklärte unter Hinweis auf den Vorrang von Biodiversität und Schutzzielen gemäß den Richtlinien für die Bewirtschaftung des Staatswaldes aus dem Jahr 2018, dass sie für den Staatswald bereits entschieden habe, keine Rodentizide mehr einzusetzen, um Beeinträchtigungen von Fressfeinden oder Langschwanzmäusen auszuschließen. „Zur Vermeidung weiterer Pflanzenschutzmittel erhoffe ich mir von diesem Staatswaldforum Anregungen und Impulse für ein pflanzenschutzmittelfreies Waldschutzkonzept für unseren Hessischen Staatswald und damit natürlich auch wichtige Anregungen für alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer,“ betonte Hinz.

Landesbetriebsleiter Michael Gerst berichtete, dass mit maßgeblicher Unterstützung des Landes Hessen, aber auch von Sponsoren und engagierten Bürgern, HessenForst gegenwärtig in den Mischwald von morgen investiere. Dies diene der Zukunftssicherung des hessischen Waldes. Das Ziel, einen klimastabilen Mischwald zu etablieren, werde fast komplett ohne Pflanzenschutzmittel realisiert.