Forstamt pflegt Waldwiesen im Gemeindewald Weilmünster

10.10.2022

Die Hessische Biodiversitätsstrategie wurde im Sommer 2013 vom Kabinett verabschiedet. Mit ihr verknüpft die Landesregierung verschiedene Zielsetzungen. Diese sind unter anderem:

  • der Schutz von Lebensräumen und Arten sowie
  • die Beobachtung und ggf. Zurückdrängung invasiver Arten.
Waldwiese im Möttbachtal – Foto: M. Kampmann

Die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie wird seit Jahren von HessenForst – Forstamt Weilmünster verfolgt und praktisch umgesetzt. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Wiederherstellung von stark vernachlässigten Wiesen im Wald.

Waldwiesen waren noch am Anfang des 20. Jahrhunderts prägende Bestandteile der Landschaft in ganz Hessen. Das Grünland wurde extensiv genutzt, nur wenig entwässert und speicherte in seinem Boden große Mengen Regenwasser. Damit bot es ideale Voraussetzungen für das Aufwachsen einer Vielfalt von Gräsern und Kräutern. Ebenso war es Lebensraum für vielerlei Insekten, darunter seltene Schmetterlinge und zahllose weitere Tierarten, die speziell an den Lebensraumtyp Waldwiese angepasst waren.

Die Wiese im Möttbachtal während…….. Foto: M. Kampmann

In den letzten 60 Jahren wurde ihre Nutzung europaweit vielerorts aufgegeben. Sie wurden aufgeforstet und andernorts verbuschten sie durch die einsetzende Sukzession, nachdem sie nicht mehr gemäht wurden. In Weilmünster und den umliegenden Ortsteilen sind über 80 % des ehemaligen Grünlandes in den Wäldern verschwunden. Der Wiesenzug im Möttbach- und im Krombachtal sind dafür gute Beispiele.
„Oft sind diese ehemaligen Wiesen nur noch als Relikte im Wald erkennbar“, erzählt Michael Kampmann vom Forstamt Weilmünster. Die alten Zuwegungen sind nur noch zu erahnen, der Wald holt sich die Flächen langsam aber stetig voranschreitend zurück. Einmal brach gefallen, ist das Interesse der örtlichen Landwirte an einer Wiederaufnahme der Bewirtschaftung nur noch gering. Die Instandsetzung ist aufwendig und braucht Spezialmaschinen, ohne diese Vorarbeiten ist eine Pflege dieser Bereiche mit modernen landwirtschaftlichen Maschinen genauso wenig möglich, wie eine Beweidung – zum Beispiel mit Schafen.
„Das Programm der Hessischen Landesregierung habe ich darum gleich aufgegriffen“, so Kampmann, „und versucht umzusetzen. Zunächst begann es mit der Wiederherstellung von Kleinstgewässern. Das Waldwiesenprogramm von HessenForst lenkte meine Aufmerksamkeit auf heimische Bereiche und das mit Erfolg“.

….und nach der Wiederherstellung – Foto: M. Kampmann

Gleichzeitig ist die Umsetzung eine sehr gute Möglichkeit, die forstlichen Nachwuchskräfte für gezielte Maßnahmen zur Umweltvorsorge zu sensibilisieren. Hier können die jungen Leute Gelerntes und Neues formulieren und in einem Antrag auf finanzielle Unterstützung gegenüber dem Regierungspräsidium Gießen zum Ausdruck bringen.

Wird ein Antrag durch die Obere Naturschutzbehörde in Gießen genehmigt, muss die Umsetzung organisiert werden. Im Möttbachtal übernahm Forstinspektoranwärterin Pauline Schilling diese Aufgabe. „Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar“, so Schilling, „was das für eine krasse Veränderung für das Tälchen mit sich bringt“. Um die verbuschte Wiese wieder in ihren alten Ausmaßen herzustellen, mussten viele Bäume gefällt und endlose Schwarzdornhecken entfernt werden. „Das ist harte Knochenarbeit. Außerdem muss ich die großen Forstmaschinen punktgenau in die Fläche lenken und ständig darauf achten, dass die Maschinenführer auch wirklich alles sauber abarbeiten“, erklärt die junge Försterin. „Wenn ich die Fläche in ihrem heutigen Zustand sehe, weiß ich schon jetzt, dass sich dieser Einsatz gelohnt hat.“ Ein ortsnaher Landwirt hat sich übrigens sofort bereit erklärt, diese Fläche zukünftig extensiv weiter zu pflegen.