Hofbieber – Die Rot-Buche (Fagus sylvatica), umgangssprachlich auch Buche genannt, ist für das Jahr 2022 der Baum des Jahres. Damit soll dieser so wertvollen Baumart in den hessischen Wäldern mehr mediale Aufmerksamkeit zukommen.
Buche in Hessen
Für Hessen ist die Buche eine ganz besondere Baumart, denn Hessen ist „Buchenland“. Etwa 30% der Wälder Hessens sind mit Buchenwäldern bestockt. In der Rhön liegt der Anteil der Buche sogar noch höher. Ein alter Zeuge der früher weit ausgeprägten Buchenwälder in Osthessen ist die alte Bezeichnung „Buchonia“. Diesen Namen gaben bereits die Römer dem Waldgebiet nördlich des Limes.
Waldgeschichte
Heimisch ist die Buche in Europa seit etwa 3 Millionen Jahren. Durch verschiedene Eiszeiten und Klimaänderungen im Laufe der Jahrmillionen sind jedoch fast alle Buchenarten ausgestorben. Lediglich die Orient-Buche (Fagus orientalis) überlebte die damals vorherrschenden rauen klimatischen Bedingungen.
Erst vor rund 6000 Jahren verbreitete sich eine genetische Variante der Orient-Buche, die heutige Rot-Buche, in den Wäldern Mitteleuropas. Dort verdrängte Sie durch ihre Konkurrenzkraft weit ausgebreitete Eichenwälder, die in Mischung mit Ahornen, Ulmen und Linden standen. Es würde noch etwa 2000 Jahre dauern, bis sich die Buche gegenüber all diesen Baumarten durchsetzt und schließlich zur bestimmenden Baumart in Mitteleuropa wird.
Holzverwendung
Das Holz der Buche ist von seiner Festigkeit durchaus mit der Eiche vergleichbar. Allerdings besitzt das Buchenholz Eigenschaften, die seine Verwendung in gewissen Bereichen einschränken. Beispielsweise ist das Holz der Buche sehr anfällig gegenüber Feuchtigkeit und wird daher fast ausschließlich im Innenbereich eingesetzt. Hauptsächlich findet es sich in Möbeln, Fußböden, Treppen, Küchenutensilien oder Spielzeugen.
Die Industrie verwendet Buchenholz aber auch gerne in Furnieren, Sperrholz- und Schichtholzplatten. Mittlerweile gibt es auch Schichtholzbalken aus Buchenholz, die als Konstruktionsholz im Hausbau eingesetzt werden können, wofür bislang überwiegend Fichtenholz verwendet wurde.
Neben der stofflichen Nutzung bietet das Buchenholz einen erheblichen energetischen Nutzen. Dabei besitzt das Holz der Buche neben dem der Esche und der Eiche den höchsten Brennwert unter den heimischen Gehölzen. Aus diesem Grund wird es seit langer Zeit als Brennholz, sowie auch zur Herstellung von Holzkohle verwendet.
Neuerdings wird durch die Gewinnung des Zellstoffs aus dem Buchenholz auch ein „Bio“-Baumwollstoff hergestellt. Damit kann dann Kleidung aus Holzfasern hergestellt werden.

Bedeutung für den Naturschutz
Naturschutzfachlich stellt die Buche eine besonders wertvolle Baumart dar. An ihr leben zahlreiche Insekten, Pilze und Vögel. Arten wie der Schwarzspecht brauchen alte Buchenwälder um dort ihre Höhlen zu bauen. Deshalb werden alte Buchenwälder durch HessenForst besonders vorsichtig bewirtschaftet um wertvolle Habitate zu erhalten und zu schützen.

Abbildung 2: Die Buche als wertvolles Habitat für Pilze, Insekten und weitere Mikroorganismen. Quelle: HessenForst
Aktuelle Entwicklung – Trockenheit der letzten Jahre
Die spürbar zunehmende Klimaerwärmung wirkt sich auf den ganzen Wald aus. In der Öffentlichkeit steht hingegen häufig die Fichte als „Klimaverlierer“ im Vordergrund. Die Trockenjahre von 2018 bis 2020 haben jedoch auch gezeigt, dass die Buche, die bislang als eine potentiell „klimastabile“ Baumart deutliche Vitalitätseinbußen aufweist. Besonders an sonnenexponierten Süd- und Südwesthängen auf Böden, die wenig Wasser speichern können, sind Buchen großflächig abgestorben. Solche Standorte werden im Zuge des Klimawandels voraussichtlich für die Buche verloren gehen. Andere Baumarten wie die trockenheitstolerante Eiche oder Edellaubgehölze wie Ahorn, Ulme und Linde werden dort den Platz der Buche einnehmen.
Neuere Forschungen geben allerdings Hoffnung für die Buche. So wurde bereits festgestellt, dass alte Buchen ihr Genmaterial dahingehend verändern können, sodass die jungen Buchensämlinge bereits besser an die Trockenheit angepasst sind als die Mutterbäume.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Buchenbestände an das Klima anpassen werden und diese wertvolle Baumart den heimischen Wäldern dauerhaft erhalten bleibt.